Oury Jalloh – das war Mord! Bannerdrop und Straßenumbenennung in Tübingen

19 Jahre ist es her, dass Oury Jalloh am 07.01.2005 in einer Gefägniszelle in Dessau von deutschen Polizisten ermordet und – an Händen und Füßen gefesselt – verbrannt wurde.

Mit einem Bannerdrop in der Tübinger Innenstadt und einer Straßenumbenennung an der Steinlach erinnern und gedenken wir ihm heute. Der rassistische Mord an Oury Jalloh darf nicht in Vergessenheit geraten – egal, wie sehr Cops und Justiz ihn vertuschen wollen.

Was vor 19 Jahren in Dessau passiert ist, ist kein Einzelfall: Allein seit 1990 gab es in Deutschland fast 200 rassistisch motivierte Morde durch die Bullen – und das sind nur die Fälle, die dokumentiert sind. Dass in Mannheim nun erneut ein migrantischer Mann in einer psychischen Ausnahmesituation durch die Cops ermordet wurde, zeigt das nur wieder einmal allzu deutlich. Rassismus hat im kapitalistischen Staat System. Er dient dazu, unsere Klasse zu spalten, die herrschenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten und die Überausbeutung von Migrant*innen und marginalisierten Gruppen zu gewährleisten – Rassismus ist also ein Spaltungs- und Unterdrückungsmechanismus.

Auf den Staat und seine Justiz und Sicherheitsbehörden können wir uns im Kampf gegen Rassismus nicht verlassen – im Gegenteil: Die Polizei als bewaffnete Staatsgewalt hat in erster Linie die Funktion, die bestehenden Herrschaftsverhältnisse und damit den kapitalistischen Staat und das Privateigentum zu schützen. Sie schützt also nicht die Menschen, sondern kapitalistische Interessen.

Da überrascht auch die Verhinderung jeglicher konsequenten Aufklärung der genauen Umstände des Mordes an Oury Jalloh durch Justiz und Polizei nicht: Seine Mörder*innen wurden noch heute nicht für ihre Tat belangt. Erst das unerbittliche Eintreten und der Kampf um Aufklärung durch die Angehörigen und Initiative „Break the Silence“ hat die Öffentlichkeit auf die gewaltsamen Umstände von Oury Jallohs Ermordung aufmerksam gemacht.

Als Antifaschist*innen ist es unsere Aufgabe, uns gegen Rassismus und rassistische Polizeigewalt zur Wehr zu setzen. Wir müssen antifaschistisch und antirassistisch aktiv werden – Seite an Seite mit von Rassismus Betroffenen.

Dafür braucht es auch eine inhaltliche Auseinandersetzung damit, was Rassismus überhaupt ist, welche Funktion er hat und wie Rassismus und Polizei im kapitalistischen System zusammen hängen. Dazu haben wir schon im Sommer eine Broschüre über rassistische Polizeigewalt veröffentlicht, die online abrufbar (Rassistische Polizeigewalt – Ein Überblick) oder im Linken Laden Trude Lutz ausgelegt ist.

Damals wie heute: Erinnern heißt kämpfen! Rassismus gemeinsam entgegentreten!