Kurzbericht: Vortrag über rechte Betriebsarbeit

Im Folgenden dokumentieren wir einen kurzen Bericht des Bündnis Gemeinsam & Solidarisch gegen Rechts Reutlingen und Tübingen, in dem wir aktiv sind.

Am Montag 07. November haben wir zu unserem Bündnistreffen einen Vertreter des DGB-Bildungswerkes eingeladen, dessen kannArbeitsschwerpunkt die Recherche und Sensibilisierung über rechte Betriebsarbeit ist. Gemeinsam haben wir praktische betriebliche Gegenstrategien diskutiert und darüber gesprochen, wie wir dazu auch als Bündnis gegen Rechts weiter am Ball bleiben können.

Was ist „Zentrum“?
Neben dem „Kampf um die Straße, die Köpfe und die Parlamente“, hat die Neue Rechte erkannt, dass „Der Kampf um die Betriebe“ und das Vertrauen der Belegschaft deutlich wertvoller sein können, als ein Abgeordneten in irgendeinem Landtag. Eine ganz neue Erkenntnis ist das aber nicht, auch die deutschen Faschisten gründeten damals rechte Betriebsgruppen und schalteten die Gewerkschaften aus. Seit 2009 gibt es „Zentrum“, eine rechte Pseudogewerkschaft, die sich ganz bewusst von linken Perspektiven abgrenzt eine offene Feindschaft gegen die DGB-Gewerkschaften, vor allem gegen die IG Metall hegt.

„Zentrum“ ist bisher vor allem aus der Automobilbranche und im Besonderen in Untertürkheim bei Daimler als „Zentrum Automobil“ bekannt. Es handelt sich dabei um einen Verein, dessen Ziel der Aufbau von rechten Betriebsgruppen, auch in Bereichen fernab der Automobilbranche ist. Da bei uns im Bündnis auch viele ver.di-Aktive dabei sind, war besonders interessant zu hören, dass „Zentrum“ im Sommer diesen Jahres Nägel mit Köpfen machte und „Zentrum Gesundheit“ gründete. Damit versucht der Verein von den Corona-Protesten und der Kritik gegen die einrichtungsbezogene Impflicht im Gesundheitswesen zu profitieren. In die Öffentlichkeit trat „Zentrum Gesundheit“ bisher vor allem mit einem geplanten „Impfstreik“, dessen vermeintlicher Höhepunkt am Ende ein „5-Minuten-Streik“ war, der eher mäßig Anklang fand.

Wer steckt eigentlich hinter „Zentrum“?
Hinter dem Projekt „Zentrum“ steckt vor allem Oliver Hilburger, Beschäftigter beim Daimler-Werk in Stuttgart-Untertürkheim. Hilburger war ehemals Mitglied in der CGM („Christliche Gewerkschaft Metall“, eher klein und arbeitgeberfreundlich), stieg dort aus und gründete dann im Jahr 2009 den Verein „Zentrum Automobil e.V.“. Hillburger ist ehemaliger Gitarrist der Nazi-Band „Noie Werte“. Er war und ist nicht nur fester Bestandteil der schwäbischen Fascho-Szene, sondern auch Teil des europäischen „Blood and Honour“¹-Netzwerks. Aber auch der Rest der Führungsriege bei „Zentrum“ glänzt mit guten Kontakten in die Nazi-Szene. Der eine oder die andere mag das vielleicht als Jugendsünde abtun. In Wirklichkeit aber schlug sich „Zentrum“ erst kürzlich medienwirksam auf die Seite derer, die einen Kollegen in Untertürkheim systematisch rassistisch beleidigten, und forderte den Schutz von „Patrioten im Betrieb“. Das Netzwerk von „Zentrum“ erstreckt sich von der „AfD“ und ihrem faschistischen „Flügel“, über „PEGIDA“, die „Identitäre Bewegung“, den rechten Think Tank „Institut für Staatspolitik“ bis hin zu „Querdenken“, den „Freien Sachsen“, das „Compact Magazin“ und einigen mehr.

„Zentrum“ ist eine Scheingewerkschaft!
Eine Gewerkschaft zeichnet sich durch eine klare und parteiliche Haltung zur Arbeiter*innenklasse und deren Kampf um gerechte Arbeitsbedingungen aus. Sie handelt aufgrund der Annahme eines Interessenkonflikts zwischen Arbeiter*innen und Konzernspitzen. Dieser Interessenkonflikt führt zu tatsächlichen Ungerechtigkeiten wie Lohnkürzungen und anderen sozialen Missständen, welche erst mit der Auflösung dieses Widerspruchs überwunden werden können. Bei „Zentrum“ gibt es kein „Oben und Unten“ und auch keinen Interessenkonflikt zwischen Arbeiter*innen und Kapitalist*innen. Mit einer oberflächlichen Kritik am Sozialabbau, verbunden mit der Hetze gegen Beschäftigte Nicht-Deutscher Herkunft spaltet und schwächt „Zentrum“ unseren Kampf in den Betrieben.

Was tun?
Am Montag haben wir festgehalten, dass es keine Lösung sein kann, „Zentrum“ zu ignorieren, auch wenn es bisher noch keine wirkliche Schlagkraft entfalten konnte. Denn, „Zentrum“ professionalisiert sich stetig und bekanntlich verschwinden Nazis nicht von alleine, sondern nur dann, wenn wir ihnen mutig entgegentreten. Das gilt im Betrieb ebenso wie auf der Straße. Konkret bedeutet das, dass wir uns im Bündnis gegen Rechts gegenseitig auf dem Laufenden halten werden, was sich in unseren Betrieben diesbezüglich tut. Wir werden rechte Betriebsarbeit dort, wo sie uns begegnet, unmittelbar versuchen zu entlarven und mit Kolleg*innen, die damit erst mal nur liebäugeln, aktiv ins Gespräch kommen.

Die Rechten werden dort stark, wo wir ihnen das Feld überlassen. Deshalb ist unser Auftrag auch, die Kritik an der DGB-Führung, dort wo sie angebracht ist, nicht „Zentrum“ zu überlassen und, eine aktivierende, kämpferische Betriebsarbeit mit und in den DGB-Gewerkschaften zu organisieren!

Weitere Infos zu „Zentrum“:

¹Blood & Honour stellt in ganz Europa ein Netzwerk dar, welches ursprünglich die Herstellung, Vermarktung und Verteilung von Fascho-Musik organisierte. Nachdem Blood & Honour durch ihren bewaffneten Arm „Combat 18“ zum offenen Kampf aufgerufen hatte, wurde es in Deutschland verboten und agiert seit dem im Untergrund