05.04.. #LeaveNoOneBehind Aktionstag: Geflüchtetenlager sofort evakuieren!
Das Coronavirus interessiert es nicht, woher Menschen kommen, welche Hautfarbe oder wie viel Geld sie haben. Die europäische Grenzpolitik hingegen schon. Während innerhalb der EU-Grenzen Solidarität und Nachbarschaftshilfe gepredigt werden, setzt die EU das Asylrecht aus.
Die Menschen im Geflüchtetenlager Moria auf der Insel Lesbos werden mehr und mehr sich selbst überlassen. Es gibt keine gesicherte Wasserversorgung mehr, kaum Medikamente. Internationale Helfer*innen müssen nach und nach abreisen. In der benachbarten Stadt gibt es bereits erste Coronafälle.
In dem Camp, das für 3.000 Menschen ausgelegt ist, müssen derzeit über 22.000 Geflüchtete verharren. Einfache Maßnahmen zum Schutz vor einer Ausbreitung des Virus, sind dort schlicht unmöglich. Dabei ist es nur eine Frage der Zeit, wann das Virus auch die Camps erreicht. Eines steht jedoch jetzt schon fest: die Folgen des Virus werden die Menschen dort und nicht zu vergessen auch die Geflüchteten in deutschen Unterkünften viel härter treffen als Menschen mit einem europäischen Pass. Und was macht derweil die EU? Die schaut zu. Dabei haben die EU und die Bundesregierung Deutschland die Zustände in den EU-Geflüchtetenlagern in Griechenland zu verantworten. Schlimmer noch, sie nehmen sie wissentlich in Kauf. Mauern werden hochgezogen, Frontex wird aufgerüstet.
Ja, was es jetzt braucht ist Solidarität. Im Kleinen wie im Großen. Doch das bedeutet: Wir müssen uns dem Gegeneinander unserer Gesellschaftsordnung widersetzen. Ein Gegeneinander, das auf Profit und Konkurrenz fußt. Ein Gegeneinander, das der Herkunft eines Reisepasses Priorität beimisst. Das ist der Status Quo. Und ein Notstand der Menschlichkeit.
Am Sonntag war bundesweiter Aktionstag zur Evakuierung der EU-Lager in Griechenland. Um darauf aufmerksam zu machen, haben wir gemeinsam mit Fridays for Future Tübingen einige Banner und Plakate in der Innenstadt angebracht. Wir und viele andere fordern: die sofortige Öffnung der Grenzen und die Aufnahme aller Menschen in Not! Mit einem Banner vor dem Eingang des Rathauses machen wir klar: auch Tübingen muss Verantwortung übernehmen.
In der Theorie ist Tübingen ein „sicherer Hafen“, also bereit Geflüchtete aufzunehmen, und verfügt über genügend Mittel sowie ungenutzte Hotels und Häuser, um bedürftige Menschen zu beherbergen. Diese leerstehenden Gebäude wurden in der Nacht zum Sonntag vom Aktivist*innen mittels Bannern, Plakaten und Sprühkreide markiert. Die Aktion erfolgte in Zweiergruppen oder in Gruppen aus miteinander wohnenden Personen, sodass das durch die COVID19-Krise notwendige Physical Distancing eingehalten werden konnte.
Auch in Zeiten von Corona müssen wir weiterhin aktiv bleiben. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen an der EU-Außengrenze zur Türkei nicht vergessen werden! Nun ist es dringender denn je, dass wir, Aktivist*innen aus verschiedenen Teilbereichen, zusammenkommen und dem verkürzten Solidaritätsbegriff entgegen treten.