8. Mai – Erinnern heißt kämpfen!
Den wirklichen Antifaschisten gedenken und danken!
Letzten Freitag, am 8. Mai, jährte sich die Befreiung Deutschlands vom Faschismus an der Macht zum 75. Mal. Dieses Datum erinnert an den Sieg über das faschistische Regime, jedoch nicht an den Sieg über den Faschismus. Dieser hat Kontinuität in der Bundesrepublik, denn er wurde nie vollständig zerschlagen. Um darauf hinzuweisen haben wir 7 Straßen in Tübingen umbenannt, deren Namensgeber Anitsemiten, Reaktionäre und Kriegstreiber waren. Mit diesen Umbenennungen soll symbolisch eine konsequente Haltung gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus gezeigt werden und im gleichen Zuge jenen Menschen, die gegen Verfolgung, Unterdrückung und Krieg kämpfte, gedacht werden.
Folgende Straßen wurden umbenannt:
Die Wilhelmstraße, die nach dem Kaiser Wilhelm II. benannt ist, haben wir in Trude Lutz-Straße umbenannt. Gertrud Lutz, genannt Trude (* als Gertrude Schlotterbeck, 17. September 1910 in Reutlingen; † 30. November 1944 im KZ Dachau, Bayern) war eine Widerstandskämpferin gegen den deutschen Faschismus und Teil der Widerstandsgruppe Schlotterbeck. Sie war erst Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands (KJVD) und trat 1931 in die KPD ein. Im Jahr 1932 erfolgte die erste Verhaftung und Untersuchungshaft wegen „des Verdachtes der kommunistischen Zersetzung.“
Die Eberhard-Straße, die nach dem Antisemiten Graf Eberhard im Bart benannt wurde, haben wir in Esther Bejarano-Straße umbenannt. Esther Bejarano (*als Esther Loewy, 15. Dezember 1924 in Saarlouis) ist eine deutsch-jüdische Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau. Sie ist seit jeher aktives Mitglied in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-VdA). Aktuell setzt sie sich beispielsweise für den Erhalt des Gemeinnützigkeitsstatus der VVN-VdA ein und fordert den 8. Mai zum Feiertag zu machen.
Die Stauffenbergstraße, die nach dem deutschen Offizier der Wehrmacht Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg benannt ist, haben wir in Georg Elser-Straße umbenannt. Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im KZ Dachau, Bayern) war ein Widerstandskämpfer gegen den deutschen Faschismus. Er trat 1928 oder 1929 dem Roten Frontkämpferbund, dem paramilitärischen Arm der KPD, bei. Am 8. November 1939 führte er im Münchner Bürgerbräukeller ein Bomben-Attentat auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte Führungsspitze der NSDAP aus. Das Attentat scheiterte nur knapp.
Die Ulrichstraße haben wir in in Lotzer-Straße umbeannt. Sebastian Lotzer (* 1490 † 1525) arbeite als Kürschner und war Laientheologe sowie reformatorischer und politischer Schriftsteller. Darüber hinaus war er Mitverfasser der „Memmiger Artikel“, die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Er wurde von Herzog Ulrich im Rahmen der Bauernaufstände verfolgt.
Die Bismarckstraße haben wir in Erich-Mühsam-Straße umbeannt. Erich Mühsam (* 1878 † 1934) war ein anarchistischer deutscher Schriftsteller und Antimilitarist. Er wurde am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.
Die Eugenstraße haben wir in Schubart-Straße umbenannt. Christian Friedrich Daniel Schubart (* 1739 † 1791) war Dichter, Journalist und Verfasser sozialkritischer Schriften. Für das Anprangern der absolutistischen Herrschaft in Württemberg verbannte Herzog Carl Eugen ihn für 10 Jahre in den Kerker.
Die Eberhardstraße haben wir in Hirsch-Straße umbeannt. Leopold Hirsch (* 1807 † 1875) erlangte 1852 als erster Jude nach der Vertreibung durch Graf Eberhard I. wieder das Bürgerrecht in Tübingen.