Langer Atem lohnt sich – Kein Raum der AfD!
+++Diese Auswertung der Proteste gegen die AfD in Gültstein ist vor den rechten Morden in Haunau entstanden. Doch diese zeigen uns umso deutlicher, dass ein konsequenter Antifaschismus alternativlos ist. Also: Redet nicht nur, sondern werdet aktiv und kommt zu den offenen antifaschistischen Treffen in eurer Stadt!+++
Über geraume Zeit versuchte es sich der AfD-Ortsverband Herrenberg im Teilort Gültstein gemütlich zu machen. Immer und immer wieder veranstaltete er in der Gaststätte „Zom Kronawirt“ seine rechten Stammtische und Vorträge. Die AfD hatte damit zum Ziel, sich im Gäu zu etablieren und Strahlkraft zu entfalten. Der „Kronawirt“ ist bekannt dafür, Neonazis Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Uns überraschte es deshalb nicht, als an die Öffentlichkeit kam, dass die Wirtin Ute Raisch der AfD Infrastruktur stellt.
Gast bei den Herrenberger AfD-Veranstaltungen in Gültstein war beispielsweise Christina Baum (https://de.indymedia.org/node/41126), die für die AfD im baden-württembergischen Landtag sitzt und dem faschistischen „Flügel“ zugehörig ist. Auch Oliver Hilburger, ehemaliger Gitarrist der Fascho-Band Noie Werte und Vorsitzender der rechten Pseudo-Gewerkschaft „Zentrum Automobil“, wurde eingeladen. Zuletzt war es Markus Frohnmaier, der AfD-Bundestagskandidat für Böblingen, der als Redner bei einem sog. Bürgerdialog der AfD Herrenberg auftrat. Zugänglich für Bürger war dieser aber nicht, denn ein Sicherheitsdienst sortierte sehr genau aus, wer an der Veranstaltung teilnehmen durfte und wer nicht. Auch Frohnmaier ist dem faschistischen „Flügel“ zugehörig und war mutmaßlich Mitglied der faschistischen „German Defence League“. Bezeichnend aber ist, dass diese Veranstaltung mit Markus Frohnmaier im Januar 2020 nicht wie gewohnt in der „Krone“ in Gültstein, sondern im städtischen Klosterhof in Herrenberg selbst stattfand. Dass sich die AfD nicht mehr weiter im „Kronawirt“ trifft, werten wir als Erfolg unserer vielschichtigen und regelmäßigen Proteste gegen die Rechten in Gültstein. Aus Herrenberg, Stuttgart, Tübingen und Rems-Murr reisten Monat für Monat Antifas nach Gültstein, um dafür zu sorgen, dass der Weg in den „Kronawirt“ für die AfDler zum Spießrutenlauf wurde. Und auch der “Kronawirt“ selbst blieb nicht unversehrt, sondern bekam gebührend sein Fett weg, wie wir in einem anderen indymedia-Artikel lasen: https://de.indymedia.org/node/53841
Immer wieder beteiligten sich die verschiedensten Gruppen aus der Region mit Redebeiträgen an unseren Kundgebungen und schlossen sich unserem selbstbestimmten Protest an. So sprach bspw. Der Captain Friedhold Ulonska als Vertreter der Seebrücke, als Carola Wolle (AfD) gegen diese hetzte. Und auch Fridays for Future und Ende Gelände mobilisierten mit uns gemeinsam nach Gültstein, als die Leugner der Klimakrise dort ihren Schwachsinn verbreiteten. Vor Ort konnten wir durch Flyer und Gespräche viele Menschen während und vor den Protesten auf die Treffen der AfD aufmerksam machen, aufklären und für unseren entschlossenen Protests gewinnen. Mit Plakaten, Stickern und Stencils wurde das Gültsteiner und Herrenberger Stadtbild geprägt und rechte Schmierereien wurden entfernt. Auch dem lokalen AfDler, Joachim Lauk, wurde ein Hausbesuch abgestattet, auch das haben wir auf indymedia gelesen: https://de.indymedia.org/node/49298
Diese Vielfalt an antifaschistischem Engagement hat nun zu guter Letzt dazu geführt, dass sich die AfD nicht weiter im Kronwawirt trifft, sondern auf den Klosterhof ausweichen musste. Gerade sind wir gemeinsam mit den Organisationen, die die Räumlichkeiten des Klosterhofs nutzen, dabei, die AfD auch dort rauszukicken. Und glücklicherweise sieht es dann auch schon ziemlich mau aus für die Rechten. Denn, dass sich noch ein weiterer Gasthof in Herrenberg die AfD und damit auch uns in Haus holen möchte, halten wir für nicht sehr wahrscheinlich.
Es ist klar, warum die Rechten für ihre Veranstaltungen gerne auf umliegende Dörfer und private Locations ausweichen, denn dort erwarten sie weniger Protest. Lasst uns gemeinsam diese Hoffnung zunichte machen!
Gültstein ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir der Parole „Es gibt kein ruhiges Hinterland“ Rechnung tragen müssen, auch, wenn es bis weilen anstrengend und ermüdend sein kann, sich immer wieder zu motivieren, zu mobilisieren und anzureisen, ohne dabei wie in größeren Städten auf eine, über lange Zeit gewachsene, inke Infrastruktur zurückgreifen zu können.
Doch am Ende sehen wir: Langer Atem lohnt sich. Denn bei uns in Gültstein hat es sich bezahlt gemacht!
Allen Antifas, die sich in ähnlichen Situationen befinden, wollen wir mit auf den Weg geben, dass kontinuierlicher Protest und auch Feuerwehrpolitik, so anstrengend das auch manchmal sein mag, unabdingbar sind, wenn wir dem Rechtsruck nachhaltig etwas entgegensetzen wollen! Scheut deshalb nicht davor zurück, Unterstützung von größeren, umliegenden Städten einzufordern – sowohl infrastrukturell oder personell, als auch, wenn ihr Hilfe bei der Organisation der Proteste braucht. Gegenseitige Hilfe unter antifaschistischen Gruppen und direkte Solidarität über Stadtgrenzen hinaus ist gerade hier in Süddeutschland eines unserer mächtigsten Mittel im Kampf gegen Rechts.
Bleibt dran und nehmt den Rechten ihre Räume! Denn haben sie keine Räume, wird es ihnen schwer fallen, sich zu verankern und ihre Hetze zu verbreiten!
Eine gemeinsame Auswertung von:
Antifaschistische Aktion Herrenberg
antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart
Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen und die Region