Antirassistisches Gedenken zum ersten Jahrestag der Ermordung von George Floyd

Antirassistisches Gedenken zum ersten Jahrestag der Ermordung von George Floyd

Am 25.05. haben wir gemeinsam mit mehr als 200 Menschen und einem breiten Bündnis bestehend aus Black Visions and Voices, der Migrantifa Tübingen, Women Defend Rojava Tübingen und dem Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus für Tübingen & Region dem Todestag von George Floyd gedacht und sind gegen rassistische Polizeigewalt – auch in Deutschland – auf die Straße gegangen.

Der breite Bündnischarakter spiegelte sich auch in den unterschiedlichen Schwerpunkten der gehaltenen Reden wieder. Die Redner der Afro Youth Group und von Black Visions and Voices schilderten als Vertreter zweier Gruppen von Menschen die von alltäglichem und institutionellem Rassismus betroffenen sind ihre Erfahrungen und was es bedeutet, tagtäglich mit Rassismus, auch ausgehend von der Polizei, betroffen zu sein. In der Rede des kurdischen Vereins erinnerte die Rednerin an Halim Dener, dessen Ermordung durch einen SEK-Beamten 1994 uns zeigt, wie Polizist*innen in der BRD agieren können, ohne dafür Konsequenzen zu erhalten. Das OTFR betonte in seiner Rede insbesondere die Verstrickung der Sicherheitsbehörden in rechte Netzwerke. Die Rede der Migrantifa unterstrich, wie wichtig es ist mit von Rassismus betroffenen Solidarität zu zeigen. Darüber hinaus gingen die Redebeiträge darauf ein, dass antifaschistische, migrantisch-antifaschistische Selbstorganisierung notwendig ist, um systematischem Rassismus in Staat und Gesellschaft zu begegnen.

Dass auch Tübingen nicht frei von Rassismus ist, wird neben einem Bürgermeister, der sich immer wieder rassistisch äußert und verhält, auch am racial Profiling der Tübinger Polizei insbesondere im alten Botanischen Garten und im Anlagenpark deutlich. Deshalb wurden an beiden Orten Schilder in den Boden gehämmert, die auch noch nach der Demonstration den rassistischen Alltag in Tübingen anprangern.

Während der Demonstration durch die Mühlstraße wurde mit einem Banner auf die seit 1989 durch rassistische Polizeigewalt ermordeten Menschen in der Bundesrepublik aufmerksam gemacht. Kurz danach lief die Demonstration an der Stelle vorbei, an der Kiomars Javadi 1987 von Mitarbeitern des ehemaligen Supermarktes Pfannkuch ermordet wurde. Da das leider in der Tübinger Stadtgeschichte nicht sonderlich präsent ist und vielen Tübinger*innen deshalb auch gar nicht bewusst, wurde mit einer Megaphondurchsage und einem Doppelhalter an der Stelle, wo sich damals der Supermarkt befand, auf den Mord hingewiesen. (Unter diesem Link findet ihr eine Rede die Black Visions and Voices letztes Jahr zum Mord an Kiomars Javadi gehalten hat: https://www.youtube.com/watch?v=F-812zXKLfE)

Durch die Demonstration haben wir einerseits der Ermordung von George Floyd gedacht und gleichzeitig ein wichtiges Zeichen gegen Rassismus und rassistische Polizeigewalt in Tübingen gesetzt. Zu selten haben Schwarzen Menschen, insbesondere Geflüchtete, die Plattformen, sich frei zu äußern, obwohl sie mit am meisten von Racial Profiling und institutionellem Rassismus mit seinen drastischsten Folgen, wie Abschiebung, Inhaftierung und Polizeigewalt betroffen sind. Besonders afrikanische geflüchtete Menschen werden in Tübingen marginalisiert und kriminalisiert und sind deshalb in besonderem Maße von Polizeigewalt und institutionellem Rassismus in Tübingen betroffen.

Die Demonstration war für uns ein wichtiger Schritt, auf diese Missstände in Tübingen aufmerksam zu machen, dagegen Widerstand zu organisieren und ein klares Zeichen gegen rassistische Gewalt zu setzen. Dennoch wissen wir, dass der Kampf gegen (institutionellen) Rassismus weitergehen muss und für uns als Bündnis auch weitergehen wird.

Rassismus gemeinsam und solidarisch entgegentreten!

Black Visions and Voices

Migrantifa Tübingen

Women Defend Rojava Tübingen

Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus für Tübingen und Region (OTFR)