Das Bündnis Gemeinsam & Solidarisch gegen Rechts hatte für den 05. Februar erneut zu einer antifaschistischen Kundgebung auf dem Reutlinger Marktplatz aufgerufen. Anlass dafür waren noch immer die Querdenken-Demos, an denen sich in den vergangenen Wochen Tausende beteiligten. Unter den Teilnehmer*innen auch die faschistische Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ und die AfD.
Grund genug um auf die Straße zu gehen und ein Zeichen zu setzen, dass man Kritik am Pandemiemanagement nur mit klarer Kante gegen Rechts funktioniert ! Dem schlossen sich am Samstag 300 Antifaschist:innen aus Reutlingen, Tübingen und Stuttgart an.
Auf der Kundgebung bildete sich die Breite des Bündnis in den verschiedenen Fahnen und Bannern aber auch in den fünf Redebeiträgen ab. Eines wurde dabei immer wieder angesprochen: eine fundierte kritische Auseinandersetzung mit dem vergangenen und aktuellen Pandemie-Management geht nur mit einer klaren Kante gegen Rechts!
In der Rede des Bündnis wurde u.A. über den „Dritten Weg“ informiert, der sich seit Wochen an den Reutlinger Corona-Protesten beteiligt. „Wie die deutschen Faschisten schwingt auch der „Dritte Weg“ offensiv pseudosoziale Phrasen und inszeniert sich als echte Alternative zum kapitalistischen System. Eigentlich verwundert es deshalb wenig, dass er versucht an eine Bewegung wie Querdenken anzuknüpfen. Soziale Ängste und Fragen werden benutzt, einfach erklärt und mit Sündenbock-Theorien beantwortet.“
Die Kollegin von ver.di sprach über die Mehrbelastung von arbeitenden Frauen in der Krise und machte auf die anstehenden Betriebsratswahlen aufmerksam. Dabei betonte sie die Notwendigkeit rechten und faschistischen Listen wie Zentrum Automobil nicht das Feld zu überlassen, sondern Rassismus im Betrieb konsequent zu begegnen.
Die Rednerin vom Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen und die Region sprach über berechtigte Sorgen, Ängste und auch Wut, die viele Menschen auf das staatliche Pandemiemanagement haben. Außerdem betonte sie, dass es eigentlich stutzig machen sollte, wenn sich die AfD und Co plötzlich als unsere Vertreter*innen aufspielen…. Die geistigen Brandstifter von Hanau und Halle, die die nach unten treten und die Gesellschaft spalten aufgrund von Herkunft, Sexualität, Religion, Geschlecht oder Hautfarbe.
Die Seebrücke Reutlingen betonte die Notwendigkeit internationaler Solidarität und verknüpft diese Idee mit der Forderung nach menschenwürdigen und sicheren Lebensverhältnissen für alle Menschen.
Im letzten Redebeitrag von ROSA wurde die Entwicklung der „Lichterspaziergänge“ aufgezeigt und von den Schwierigkeiten erzählt, die der Protest dagegen mit sich brachte.
Nach unserer Kundgebung haben sich Antifaschist:innen dem Umzug der Querdenker in den Weg gestellt und somit zumindest verhindert, dass diese ihre gewünschte Route laufen konnten.
Der Protest am Samstag war ganz sicher noch nicht das Ende und nicht die finale Antwort. Aber es war ein Anfang, den rechten Rattenfängern nicht das Feld zu überlassen. Ein Anfang, eine linke Kritik am Staat und seinem Pandemiemanagement zu formulieren. Es war ein Anfang, Orte des Austauschs und der Diskussion zu schaffen, die es mit Corona sonst so selten gibt. An diesen Anfang müssen wir anknüpfen. Denn das worüber wir auf unserer Kundgebung gesprochen haben, gilt es jetzt auch umzusetzen! Auf Basis der Vernunft und der Solidarität müssen wir Positionen nach außen formulieren:
- Menschenleben statt Profite: Für die Freigabe der Impfpatente!
- Keine nationalen Lösungen, sondern eine Bekämpfung der Pandemie auf Augenhöhe, vor allem auch mit dem globalen Süden!
- Echte Pandemiebekämpfung: Gesundheitsschutz statt Militarisierung nach Innen und Freizeitlockdown!
- Eine Sinnvolle Schwerpunktsetzungen: Sichere Bildung statt persönliche Beireichung an Maskendeals!
- Gegen die Privatisierung des Gesundheitssystems: für eine Stärkung der Plege- und Careberufe!
- Und keine Folgen der Krise auf unserem Rücken: mehr Umverteilung nach unten, statt Gelder für Lufthansa!