+++ 3 Jahre nach den rassistischen Morden in Hanau +++ 250 Menschen bei einer kämpferischen Gedenk-Demo und Kundgebung in Tübingen +++
Wir erinnern an: Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.
Am 19.02. vor 3 Jahren ermordete ein Rassist neun Menschen in Hanau. Gemeinsam mit 250 Menschen haben wir am dritten Jahrestag unsere Trauer und unsere Wut in einer kämpferischen Demo und im Gedenken auf die Straßen von Tübingen getragen.
Aufgerufen haben wir als Bündnis aus Migrantifa Tübingen, dem Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus für Tübingen und die Region (OTFR), der Antifaschistischen Aktion Tübingen, Women Defend Rojava Tübingen und dem Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrum Reutlingen und Tübingen.
In Redebeiträgen von Migrantifa Tübingen, dem OTFR und dem Kurdischen Verein wurde vor allem die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung laut, es ging um Alltagsrassismus und den täglichen Struggle von Migrant*innen. Rassismus wurde als systemimmanent und als Instrument zur Spaltung von uns Lohnabhängigen im Kapitalismus benannt, es wurde die Kontinuität rassistischer Morde in der Bundesrepublik verdeutlicht und die Redebeiträge machten klar, dass die Cops in diesem Staat nicht nur keine Hilfe im Kampf gegen rechten Terror sind, sondern mitschuldig am Tod von neun Menschen in Hanau. Die Rede des Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrum prangerte außerdem an, dass die Identität der ermordeten Kurd*innen unbeachtet bleibt. In allen Reden wurde dazu aufgerufen, die Trauer in Wut und Widerstand zu wandeln, sich zu organisieren, zu solidarisieren und gemeinsam aktiv zu werden gegen Rassismus und Nazis.
Gemeinsam sind wir dann vom Marktplatz in einer kämpferischen Demo über die Mühl- und Wilhelmstraße zur Abschlusskundgebung an der Neuen Aula gezogen. Mit Parolen wie „Hanau war kein Einzelfall! – Widerstand überall!“ und „Nazis morden, der Staat macht mit – Der NSU war nicht zu dritt!“ haben wir unsere Wut auf die Straße getragen.
Auf der Abschlusskundgebung wurden Audioaufnahmen der Angehörigen abgespielt und Geschichten über die neun Menschen erzählt, die vor drei Jahren in Hanau ermordet wurden. Wir haben gemeinsam getrauert, Rosen und Kerzen niedergelegt und die Namen der Ermordeten gerufen. Bei einem Infostand wurden im Anschluss Spenden für die „Initiative 19. Februar“ und die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ gesammelt. Danach sind wir gemeinsam auf den Holzmarkt gegangen, um dort einen Gedenkort mit Bildern der Ermordeten, Kerzen und Rosen zu errichten.
Dass in Hanau neun Menschen ermordet wurden, war kein Einzelfall. Sie wurden wie viele andere Migrant*innen aus rassistischen Motiven ermordet. Deshalb müssen wir Rassismus klar als das benennen, was er ist: kein bloßer Hass, sondern ein historisch gewachsener Unterdrückungsmechanismus, den wir konsequent bekämpfen müssen.
Heute wie vor drei Jahren heißt es: Niemals vergessen! – Gemeinsam kämpfen gegen Rassismus und rechten Terror!