Kurzbericht zur Kundgebung am 8. Mai

Am Samstag den 8. Mai haben wir gemeinsam mit anderen Tübinger Gruppen und Initiativen zu einer Kundgebung anlässlich des 76. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus an der Macht, an der 150 Antifaschist*innen und Antimilitarist*innen teilnahmen.

Nach einer Minute des Gedenkens an die internationalen Opfer des Faschismus gab es einige Redebeiträge verschiedener Gruppen. Auch wir beteiligten uns, neben der VVN-BdA, Women defend Rojava, der Informationsstelle Militarisierung, dem DGB und dem Friedensplenum Antikriegsbündnis Tübingen mit einem Redebeitrag (siehe unten). Im Anschluss der Kundgebung formierte sich spontan ein Demonstrationszug, bei dem wir uns selbstbestimmt die Straße nahmen. Während der Demo hingen Antifaschist*innen Plakate mit der Aufschrift „Damals wie heute. Organisiert kämpfen gegen Faschismus“ in der Stadt auf und am Lustnauer Tor fiel rotes Konfetti vom Himmel. Auf der Neckarbrücke fand eine Umbenennungsaktion von „Eberhardsbrücke“ in „Brücke der Befreiung“ statt. Hierbei befestigten Antifaschist*innen ein Schild, auf dem die Befreiung von Tübingen geschildert wird. Die antifaschistische Demo zog noch bis zu Epplehaus weiter, wo sie sich dann auflöste.

Es ist für uns klar, dass auch wir den 8. Mai in Tübingen als einen Tag feiern werden, an dem wir den Opfern des Faschismus gedenken und an den de Herrschaft des Faschismus beendet wurde. Wir müssen aber ganz besonders den Menschen gedenken, der Opfer nötig war, die Macht des Faschismus zu brechen. Dies wollen wir uns zur Mahnung nehmen, im hier und jetzt, konsequent und organisiert gegen Rechte und Faschisten auf die Straße zu gehen – egal wie viel Repression wir erfahren. Besonders in einer Zeit, in der Faschisten wieder morden und rechte Netzwerke in Polizei und Bundeswehr öffentlich werden.

Wir werden auch in Zukunft gemeinsam antifaschistisch auf die Straße gehen!

Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus!

Liebe Antifaschist:innen, liebe Passant:innen

wir feiern heute die Befreiung Deutschlands vom Faschismus an der Macht

vor 76 Jahren und erinnern an alle, die ihm zum Opfer fielen. Der 8.Mai

ist auch ein Tag, an dem wir in die Gegenwart und in die Zukunft schauen

müssen. Es ist unsere Pflicht als aktive Antifaschist:innen, dass

Faschisten und andere Rechte nie wieder an Macht und Einfluss gewinnen.

Deshalb haben wir vom Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus für

Tübingen und Region gemeinsam mit anderen Initiativen und Gruppen dazu

aufgerufen, heute im Gedenken an die Opfer des Faschismus auf die Straße

zu gehen.

Über 6 Millionen Jüd:innen wurden, getrieben vom fanatischen Hass der

deutschen Faschisten, unterstützt durch die Duldung der Bevölkerung,

industriell ermordet. Homosexuelle und Queers, Sinti*zze und Rom*nja,

Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung oder von den

Faschisten als „asozial“ Bezeichnete wurden von ihnen ermordet. Menschen

die nicht in das politische Weltbild der Faschisten passten, wie

Kommunist:innen, Gewerkschafter:innen, Anarchist:innen und

Sozialdemokrat:innen waren unter den ersten, die in die KZs deportiert

und dort ermordet wurden.

Jeglicher Widerstand sollte komplett vernichtet werden.

Am heutigen Tage heißt es für uns, allen zu danken die den Faschismus an

der Macht bekämpften und schlussendlich auch besiegten. Wir danken

internationalen Widerstandskämpfer:innen und Antifaschist:innen, der

Roten Armee, den Aliierten und auch insbesondere allen

Widerstandskämpfer:innen in Deutschland, die Menschen versteckten,

beschützen, ihnen zur Flucht verhalfen, oder den Faschismus direkt

bekämpften und sabotierten.

Aber auch heute braucht es noch antifaschistische Arbeit…auf der

Straße, im Betrieb, in der Uni und in der Schule. In Zeiten von

wirtschaftlichen Krisen gewinnen Rechte mit ihren vermeintlichen

Krisenlösungen“ wieder an Popularität. Bewegungen wie „Querdenken“

bieten den Nährboden für Faschisten und andere Rechte, die dort

Antisemitismus, Rassismus, Verschwörungsideologien und anderes rechtes

Gedankengut verbreiten. Dabei sollte man wissen, dass die Rechten

niemals die Lösungen für Krisen haben können. Besonders gefährlich wird

es, wenn sie sich vernetzen, bewaffnen und militarisieren. Beispiele in

jüngster Vergangenheit gibt es leider genung: Hanau, Halle, Walter

Lübcke, NSU. Oder die Gruppe S, die unter anderem bewaffnete Anschläge

auf Moscheen, Migrant:innen und politische Gegner:innen planten, mit dem

Ziel einen Bürger:innenkrieg anzufachen. Momentan stehen 12 Mitglieder

der Gruppe in Stammheim vor Gericht.

Aber genau in diesen Behörden wimmelt es nur so von Rechten, die dort

mit ihrer menschenverachtenden Ideologie geduldet werden. Es scheint

keine Woche zu vergehen, ohne das Rechte Netzwerke in Polizei und

Bundeswehr und Verfassungsschutz öffentlich werden.

Menschen die aus rassistischer Motivation von Faschisten bedroht werden,

können sich nicht auf den Schutz der Polizei verlassen und müssen im

Alltag rassistische Gewalt durch sie fürchten.

Auf Gerichte und den Staatsaparat sind im antifaschistischenen

Abwehrkampf ebenfalls kein Verlass. Gegen organisierte Faschisten wird

zwar sehr zögerlich ermittelt, doch liegt der Fokus der Behörden auf

Repression gegen Antifaschist:innen. Immer wieder stehen

Antifaschist:innen vor Gericht und kriegen drakonische Strafen, während

Rechte sich munter in Polizei und Bundeswehr tummeln, rassistische

Anschläge planen und auch ausführen, werden Antifaschist:innen aufgrund

dünner Beweislage medienwirksam in Untersuchungshaft genommen und mit

Repression überzogen. Lina, Jo und Dy sind nur die Letzten in der Reihe

staatlicher Repression gegen legitimen Antifaschismus.

Egal ob Widerstand auf der Straße, direkte Konfrontationen mit

Faschisten oder Nähe zur kurdischen Freiheitsbewegung – sie alle werden

mit heftiger Repressionen überzogen.

Überraschend ist das alles nicht:

Diesen Repressionen setzen wir unsere geballte Solidarität entgegen, in

dem wir unsere Genoss:innen im Knast und vor Gericht unterstützen. Für

Lina, Dy, Jo und alle anderen von Repression betroffenen Antifaschist:innen.

Wir lassen uns nicht einschüchtern.

Die Opfer des Faschismus mahnen uns, unseren Kampf gegen Rechts nicht

aufzugeben, sondern uns auch heute antifaschistisch zu organisieren um

uns immer und überall Rechten in den Weg zu stellen.

Lasst uns gemeinsam konsequent gegen den Faschismus kämpfen.

Noch heute gilt für uns der Schwur von Buchenwald:

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der

Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.