Nachbericht: 8. Mai – 80 Jahre Befreiung vom Faschismus an der Macht

Am diesjährigen 8. Mai versammelten wir uns mit rund 400 Menschen auf dem Tübinger Holzmarkt. Denn, auch wenn wir 365 Tage im Jahr antifaschistisch Kämpfen, ist dieser Tag für uns nicht wie jeder andere Tag. Es ist ein Tag, an dem wir uns ganz bewusst Zeit nehmen an all die Opfer des Faschismus zu gedenken. Es ist ein Tag, an dem wir den Überlebenden zuhören. Ein Tag, an dem wir uns die Geschichte anschauen und von ihr lernen. Denn egal was gerade auf der Welt passiert, egal wie hoffnungslos es manchmal wirkt: wir kämpfen heute und morgen mit Leidenschaft für eine Welt ohne Faschismus, Krieg und Ausbeutung.

Hier könnt ihr ein kleinen Auszug aus unser Rede am 8. Mai lesen:

heute liegt der 8. Mai 1945 80 Jahre zurück. 80 Jahre in den viele Erinnerungen an den Faschismus an der Macht verloren gegangen sind. 80 Jahre in den viele Gräueltaten der Faschist:innen aufgedeckt und viele mehr unter den Teppich gekehrt wurden. 80 Jahre in den überlebende Jüdinnen und Juden, Sinti:zze und Rom:nja, Kommunist:innen und Gewerkschafter:innen erzählen, erinnern und mahnen.

Wir begehen diesen Tag Jahr um Jahr, um genau diese Erinnerungen aufrecht zu erhalten, um Junge und Alte daran zu erinnern was passiert ist und was nie wieder passieren darf. Wir müssen uns Wissen aneignen, wir müssen zuhören und weitererzählen. Das ist unsere Aufgabe, besonders jetzt, wenn es nur noch Wenige gibt, die uns vom Faschismus an der Macht als Zeitzeug:innen erzählen können.

Auch wenn die Welt heute eine andere ist, und wenn vieles heute anders sein wird, sind die Erinnerungen und das Gedenken unser Antrieb. Sie können uns den Weg weisen, wenn wir nicht wissen, wie agieren und wie kämpfen. Welche Strategie gegen den Rechtsruck, gegen den Faschismus, einschlagen.“

Eine kapitalistische Krise folgt auf die Nächste. Und sogar wir, in einem imperialistischen Zentrum wie Deutschland spüren die Folgen: 100 Milliarden ins Militaär, an jeder anderen Ecke wird gekürzt, Mietwucher, Inflationen bei Lebensmitteln und und und. Gleichzeitig bereitet sich besonders die Industrie auf Arbeitsplatzabbau im zivilien Sektor und auf die Umstellung auf Rüstungsproduktion vor.

Wir müssen uns gefasst machen auf eine andauernde reaktionäre Phase. Auf die Fortführung und Verschärfung einer Politik der brutalen Abschottung. Auf eine aggressive Außenpolitik mit weiterer militärischer Eskalation, eine anhaltende Umverteilung von Unten nach Oben. Auf Aufrüstung der Repressionsbehörden sowie den Abbau von Freiheits- und Arbeiter:innenrechten. Und währenddessen erstark die faschistische Bewegung und verschiebt den Diskurs scheinbar unaufhaltsam nach rechts. Angesichts mangelnder greifbaren linker Alternativen, mangelns einer kämpferischen antikapitalistischen Bewegung, werden die Rechten in nächster Zukunft wohl weiterhin die Gewinner:innen der Krise bleiben. Denn auch wenn es an vielen Orten gute Ansätze, positive Entwicklungen und für sich gesehen erfolgreich und unermüdlich arbeitende Strukturen gibt, befindet die bundesweite antifaschistische und linksradikale Bewegung nicht in der Offensive und hat momentan leider auch nicht die Schlagkraft den Aufschwung der Rechten zu stoppen.

Aber genug mit dem Pessimismus: Das sind alles keine Gründe für uns den Kopf in den Sand zustecken. Denn wir feiern heute den 8. Mai um zu betonen: wir kämpfen gegen den Faschismus und Krieg, damit sich ähnliches nie wieder, wiederholt. Wir lassen die Ärmel hochgekrempelt!“