Bericht Gedenkfahrt nach Grafeneck

Am Sonntag, 11.09. haben wir, das Bündnis Gemeinsam & Solidarisch gegen Rechts Reutlingen und Tübingen, die Gedenkstätte in Grafeneck, nur wenige Kilometer von Reutlingen entfernt, besucht. Dort wurden von Januar bis Dezember 1940 10.645 Menschen mit psychischer Erkrankung oder mit Behinderung systematisch von den deutschen Faschisten ermordet. Ein viertel der c.a. 100 Mitarbeitenden verliesen Grafeneck nach seiner Schließung und arbeiteten weiter in anderen Vernichtungslagern, in denen später Millionen von Juden*Jüdinnen ums Leben kamen. Auch durch Grafeneck zog sich nach der Befreiung 1945 eine Spur des Vergessens. Von den 80 bis 100 Mitarbeitenden landeten nur acht Männer und Frauen auf der Anklagebank, die anderen waren für das Gericht nicht auffindbar, tot oder vergessen. Dr. Horst Schumann, der ärztliche Direktor von Grafeneck war zuerst nicht auffindbar und wurde später als verhandlungsunfähig eingestuft. Er hatte wohl Bluthochdruck.

Grafeneck ist heute Erinnerungs -und Mahnstätte für die Opfer der faschistischen Euthanasie-Verbrechen im Südwesten Deutschlands. Euthanasie heißt „guter Tod“, ein Euphemismus. Eng verknüpft war dieser Massenmord mit faschistischen Kernzielen wie der „Rassenhygiene“ und der „Vernichtung unwerten Lebens“. Euthanasie hatte damit auch eine ökonomische Grundlage, auf der man Menschen einen Wert zusprach. Wer ist wie leistungsfähig? Wer bringt was in eine Gesellschaft ein und wer „kostet“ wie viel Geld? Mit Propagandaerzählungen wie der, dass eine Person, die sich in psychischer oder physischer Behandlung befinden, deutschen Soldaten das Krankenbett wegnimmt oder mit Rechenaufgaben im Schulbuch, mit der schon 1936 dargestellt werden sollte, wie viel Geld eine Gesellschaft in die Pflege oder Betreuung von Menschen investiert, soll Unmut geschürt und später auch die systematische Vernichtung legitimiert werden. Diese Spaltung kennen wir auch heute von rechter Seite: die AfD, als Partei des Rechtsrucks, steht für die die Auf- und Abwertung von Menschen. Sie hetzt rassistisch, wo sie nur kann, sie schürt Hass auf arme und arbeitslose Menschen, sie steht für ein sexistisches Frauenbild und ihr Parteiprogramm fordert eine Umverteilung von unten nach oben, mitsamt neoliberaler Kürzung sozialer Leistungen. Kurzum: Die AfD verschiebt die gesellschaftliche Stimmung weiter nach Rechts und wir müssen uns dagegen aufstellen! Teil davon ist auch eine antifaschistische Gedenk- und Erinnerungsarbeit, wie in Grafeneck. Wir wollen mit dazu einladen, die Gedenkstätte zu besuchen und davon zu erzählen: im Betrieb, in der Schule oder Uni und im Freundeskreis!

Infos zur Gedenkstätte Grafeneck findet ihr hier: www.gedenkstaette-grafeneck.de