Die Falken laden zu einem Treffen zur Vorbereitung von Männer-Fussball-WM-kritischen Aktionen ein:
„Patriotismus umgrätschen! Aufruf zur Männer-Fussball-WM
Liebe Nicht-Patrioten,
morgen beginnt die Männer-Fussball-Weltmeisterschaft: Straßen, Zeitungen und Gespräche sind ergriffen von dem, was sie „Fussball-Fieber“ nennen, d.h. der Frage, ob „Wir“ dieses Mal den angeblich längst überfälligen Weltmeister-Titel erringen. Fest steht, um mit der Bild-Zeitung zu sprechen: „Wir gewinnen gemeinsam. Wir verlieren gemeinsam.“
Dieses Denken halten wir für ebenso dumm wie gefährlich. Deswegen wollen wir für die Dauer des nationalen Hochgefühls eine kritische Position im Stadtbild verankern. Es geht uns nicht darum, den Leuten die Party zu vermiesen. Der Agitationserfolg ist weniger als null, wenn wir feiernde Deutschlandfans einfach als Nationalisten attackieren. Stattdessen muss man ihnen klar machen, was eigentlich falsch daran ist, sich mit Deutschland bejahend zu identifizieren.
Unsere Kritik soll sich auf zwei gleichberechtigte Punkte konzentrieren:
1. Nationalismus als Kitt sozialer Konflikte: Die Identifikation mit dem Kollektiv „Wir Deutsche“ überspielt die real existierenden Gegensätze in dieser Gesellschaft. Wir sollten die Leute also fragen, wie es um ihre Gemeinsamkeiten bestellt ist, wenn die Party vorbei ist. Im Alltagsleben in Beruf, Familie, etc. stehen sich die Leute mit unversöhnlichen Interessen gegenüber – diese gilt es bewusst zu machen und klar zu stellen, dass sie notwendig zu Deutschland gehören und nicht etwa ein Indiz für Funktionsversagen oder persönliches Fehlverhalten sind.
2. Nationalismus als Ausgangspunkt chauvinistischer Gewalt: Die deutsche Geschichte, auch die jüngere, hält haufenweise Beispiele parat, worin das „sich-An-die-Arbeit-machen“ des enthemmten Nationalisten besteht. Rassismus, aber auch Sexismus und Homophobie sind bei nationalen Fussballgroßereignissen an der Tagesordnung.
Um es deutlich zu sagen: Wir haben nichts gegen Fussball. Es mag sogar als besonderer Kritikpunkt gelten, dass es dem Sport schadet, wenn er nationalistisch aufgeladen wird. Wir würden uns freuen, wenn es gelänge, ein antinationales Fussballturnier/Turnier gegen Nationalismus zum Ende der WM auszurichten.
Ein weiterer Kritikpunkt, mit dem mensch sich beschäftigen könnte, sind die Verwüstungen, die im Rahmen dieser WM in Brasilien angerichtet werden, weil das staatliche Interesse Brasiliens und das Profitinteresse der FIFA in keinster Weise mit dem Interesse der Brasilianer und Fussballfans übereinstimmen muss.
Welche Aktionsformen schlagen wir vor?
Wir wollen versuchen, regelmäßig Infostände in der Stadt aufzubauen. Es würde viel Arbeit einsparen, wenn wir uns auf gemeinsames Material für diese Stände einigen könnten, so dass immer der selbe Stand von verschiedenen Personen aufgebaut wird. Wir wollen Vorträge organisieren und hoffen dabei auf eure Initiative und Vernetzung.
Gut wäre es zudem, einen Aktionstag gegen Nationalismus durchzuführen, wobei wir einen Nachmittag lang einen zentralen Platz in Tübingen mit einer Mischung aus Redebeiträgen, Transpis, Infoständen und Musik gegen Deutschland verschönern wollen.
Uns ist bewusst, dass wir ziemlich spät dran sind. „Glücklicherweise“ geht die WM aber vier Wochen und Deutschland ist ein Favorit. Wir hoffen also darauf, in den nächsten zwei Wochen die oben genannten Aktionen vorbereiten zu können, um dann in der finalen Phase der WM und evtl. auch kurz danach unsere Kritik entfalten zu können.
Wir laden zu diesem Zweck euch alle ganz herzlich ein, diese Dinge am Mittwoch, den 18.06., voraussichtlich im Clubhaus um 20.00 Uhr zu besprechen. Sollte sich daran noch etwas ändern, werden wir euch rechtzeitig informieren. Wir freuen uns über Ideen und Kritik von eurer Seite und hoffen auf zahlreiches Erscheinen. Auch Einzelpersonen sind natürlich sehr willkommen.
Mit solidarischen Grüßen,
Ortsverband Tübingen der Sozialistischen Jugend – Die Falken
Antworten an: falkentuebingen [äätt] hushmail.com
Unsere facebookseite: www.facebook.com/FalkenTuebingen “