Am späten Nachmittag des 8. Mai versammelten sich knapp 120 Menschen auf dem Holzmarkt um an der jährlich stattfindenden Kundgebung zum Tag der Befreiung vom Faschismus an der Macht teilzunehmen. Es gab verschiedene Infostände sowie Musik-und Redebeiträge unterschiedlicher Tübinger Gruppen.
Das Offene Treffen gegen Faschismus und Rassismus für Tübingen und Region (OTFR) sprach in seinem Redebeitrag unter Anderem die fragwürdige Vergangenheit der Universität Tübingen im Rahmen der Entnazifizierung an. So waren dort viele Faschisten auch nach 1945 noch beschäftigt. „Rechte und menschenverachtende Einstellungen sind in unserer Gesellschaft nach wie vor vorhanden und Rechte jeglicher Coleur bedienen sich an Versatzstücken faschistischer Ideologie“, so ein Aktivist. Zu guter Letzt wurde zur Teilnahme an der anschließenden antifaschistischen Demonstration, wie auch zu den monatlichen Treffen des OTFR, eingladen.
Die Demonstration startete mit zahlreichen Schildern und Fahnen vom Holzmarkt in Richtung der Tübinger Weststadt. Über die Neckarhalde zogen die Demonstrant*innen mit Parolen wie „Heute wie damals, 8. Mai, unser Kiez – nazifrei“ durch den Fahrradtunnel zum Haagtorplatz. Über dem Tunnel war ein Transparent, mit der Aufschrift „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ angebracht. Als die Aktivist*innen darunter hindurch liefen, wurde die Demonstration in rotes Konfetti getaucht. Über die Ammergasse erreichte die Demonstration die Krumme Brücke an der eine Zwischenkundgebung statt fand. „Wenn wir uns wehren wollen, wenn wir gar nicht erst zulassen wollen, dass der Faschismus für seine Befürworter wieder in greifbare Nähe rückt, dann müssen wir das geschlossen tun. Nur, wenn wir unsere Gegner mit breitem und langfristig organisiertem Widerstand konfrontieren, haben wir die Chance, sie nicht nur aufzuhalten, sondern auch unseren eigenen Entwurf einer solidarischen Gesellschaft entgegen zustellen.“, so hieß es im Redebeitrag der Antifaschistischen Aktion [Aufbau] Tübingen.
Am Lustnauer Tor wurde in einem kurzen Beitrag auf die Proteste gegen den sog. „Bürgerfrühschoppen“ der Tübinger Verbindungen eingegangen. In diesem hieß es: „Unserem Ziel, gemeinsam, rückwärtsgewandten Strukturen in Tübingen effektiv etwas entgegen zusetzten, sind wir etwas näher gekommen!“ Viele studentische Verbindungen profitieren vom gesellschaftlichen Rechtsruck und treiben ihn aktiv voran. Die Aufgabe von Antifaschist*innen muss sein, diejenigen mit Protest zu konfrontieren, die unserem Ziel einer solidarischen Gesellschaft nicht nur im Weg sondern fundamental entgegen stehen.
Der 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus wurde in Tübingen zum Anlass genommen, selbstbestimmt antifaschistische Inhalte auf die Straße zu tragen. Es ist wichtig, historisch bedeutsame Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir müssen über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sprechen und den antifaschistischen Widerstand organisieren!
In diesem Sinne:
Nie wieder Faschismus! – Nie wieder Krieg!
weitere Bilder findet ihr unter: tueinfo