Bericht der Kampagne „...nicht lange fackeln!“
Mit über 600 Leuten haben wir gestern am 23. Februar 2022 ein kraftvolles antifaschistisches Zeichen in Pforzheim gesetzt. Wie auch in den letzten Jahren schloss sich das Pforzheimer Bündnis aus verschiedenen Parteien und Gewerkschaften „Initiative gegen Rechts“ nach ihrem eigenen Programm, uns an. Nach unserer kurzen Auftaktkundgebung am Bahnhof zogen wir gemeinsam und selbstbestimmt in Richtung der faschistischen Mahnwache auf den Wartberg.
Zwei Reden stimmten uns auf den Abend ein und thematisierten neben einer differenzierten Betrachtung der alliierten Bombardierungen im 2. Weltkrieg, die Notwendigkeit und Relevanz von antifaschistischer Organisierung aus Pforzheimer Perspektive.
Auch vor dem Hintergrund, dass hier in Pforzheim seit einigen Monaten die extreme Rechte im Fahrwasser der Corona-Proteste erstarkt, war es wichtig hier gemeinsam auf die Straße zu gehen und die antifaschistischen Strukturen vor Ort tatkräftig zu unterstützen. Durch die überregionale Zusammenarbeit schon während der Mobilisierung zum 23. Februar, genauso wie durch die Erfahrungen auf der Straße, schaffen wir es als Widerstandsbewegung zu wachsen und uns weiter zu entwickeln.
Polizei und Stadtverwaltung haben wiedereinmal weder Kosten noch Mühen gescheut, um mit einem übertriebenen Aufgebot an Personal und Material den faschistischen Aufmarsch erst zu ermöglichen, dann mit aller Gewalt zu schützen. Neben einem martialischen Drohaufgebot aus mehreren Hundertschaften, Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, Kampfhunden, Hubschrauber, Wasserwerfer, Drohnen, und einem Festungswall aus Hamburger-Gittern rund um die Nazi-Mahnwache, war es vor allem literweise Pfefferspray, das gegen aktive Antifaschist:innen auf dem Wartberg zum Einsatz kam.
Doch davon lassen wir uns nicht einschüchtern. Aus dem in Reihen organisierten Block der Demonstration, konnte der kämpferische Charakter immer wieder durch das Abbrennen von Pyrotechnik untermalt werden. Lautstark wurde gegen die Faschist:innen protestiert, außerdem solidarisierte sich der Protest, mit allen Antifas in Gefangenschaft. Solidarisch wurden auch die im Nachhinein gekesselten Teilnehmer:innen mit Parolen und Trinkwasser unterstützt. Erst als alle wieder frei waren, machten man sich zusammen, in Form einer selbstbestimmten Spontandemonstration, wieder auf den Weg zurück in die Stadt.
Was auf der Straße ganz konkret dadurch seinen Ausdruck gefunden hat, muss auch in Zukunft weiterhin Teil unserer antifaschistischen Praxis sein. Nur durch Zusammenhalt und ein solidarisches Miteinander, können wir Repressionen von staatlicher Seite zuerst abfangen, dann ins Leere laufen lassen.
Konkret muss sich das nun in den kommenden Wochen und Monaten auch fortsetzen, sollten Einzelne mit Anzeigen und anderen Belästigungsschreiben von Polizei und Staatsanwaltschaft konfrontiert werden.
Solltest du also Post von den Behörden im Zusammenhang mit den Protesten oder anderen politischen Aktionen bekommen, melde dich unbedingt bei der Roten Hilfe in deiner Region und zusätzlich in Karlsruhe.
Während sich auf dem Wartberg nur ein klägliches Häufchen Faschist:innen zusammengefunden hat, demonstrierten wir lautstark und kämpferisch durch den Pforzheimer Norden gegen Rechtsruck und Repression und für eine solidarische Gesellschaft.
Wir wünschen allen verletzten Genoss:innen schnelle und gründliche Genesung und bedanken uns bei allen die zusammen mit uns auf der Straße waren.